Ein Nachruf von Schnuppe von Gwinner
https://blog.craft2eu.net/2022/06/25/barbara-hast-porzellan-eine-hommage/
Zeit still stehen lassen. Zaghaft berühren. Staunen! Die feinen Porzellandinge der Keramik-Künstlerin Barbara Hast. Schimmernd Naturweiß, etwas heller als Elfenbein, etwas dichter als Eierschale. Kostbare Zeugen hingebungsvoller Gestaltungsfreude. Fantasievolle Metamorphosen natürlicher Formen, die diese eigensinnigen Kreationen aus weißem Gold vage inspirierten. Deren unsichtbaren Wurzeln und Fühler in alle Richtungen von Zeit, Natur- und Kulturgeschichte greifen um ihre faszinierende Präsenz im Hier und Jetzt zu entfalten. Sie bleiben und erinnern an Barbara Hast, die am 4. Juni 2022 von quälender Krankheit erlöst, friedlich eingeschlafen ist.
Behutsamkeit, Vorsicht und ein sehr spezieller, subtiler Humor zeichnete Barbaras Charakter und auch ihre Schöpfungen aus, in denen sich die Achtsamkeit und Ästhetik spiegelt, nach der sie verlangte. Bemerkenswert ihr Talent, sich in die Zeit fallen zu lassen um ein kleines oder großes Werk zu vollenden, ohne Unterscheidung in der Priorisierung. Ihr Begriff von Vollkommenheit, der sich mit gleichbleibender Passion auf einen Deckelabschluss, die Silhouette eines Gefäßkörpers oder die Setzung eines Schlickerdekors richtete, war allumfassend. Die einzigartige Qualität ihrer Arbeiten unter all denen ihrer ZeitgenossInnen im Feld der Keramik- und Porzellangestaltung überzeugt.
Eine geradezu surreale Atmosphäre schafft sie mit ihrer Teekannenfamilie, deren Protagonistinnen sie „Mütterchen“, „Tante“, „Junior“ und „Stiefmutter“ nannte. Sie treten in Begleitung offensichtlich verwandter, dickbäuchiger und dünnwandiger Schälchen auf, die auf ein bis mehreren Beinchen oder Tentakeln daher kommen, wie die Kannen selbst. Als wesenhafte Charaktere entführen sie mit ihrem Gefolge aus zauberhaften Dosen, Schalen und Bechern die Fantasie des Betrachters in ein Teehaus inmitten eines verwunschenen Parks oder auch an die lange Tafel von Märzhase, Schuhmacher und Haselmaus.